Bekenntnis
Ich bekenne mich zum Leben
Zum prickelnden Abenteuer
Der Suche nach Sinn in tausend Welten
Ich bekenne mich zur Natur
Zu Blume, Regentropfen, Schnecke, Baum
Zu Sonne, Hase, Schneeflocke und Wind
Ich bekenne mich zur Liebe
Dem träumerischen Glück
Der Rettung für diese Welt
Ich bekenne mich zu mir
Größtes Rätsel aller Geheimnisse
Nie verstehbares Feuerwerk
Ich bekenne mich zu dir
Einzigartiges Geschenk
Trost, Leid, Kummer, Freude und Schmerz
Ich bekenne mich zu Gott
Mein Vater und Freund
Anfang und Ende
(Roscrea 2002)
Glaube 3
Ich glaube an Gott
An nicht mehr und nicht weniger
Ich glaube an das Schöne im Leben
Weiß aber auch um die Schattenseiten
Ich glaube an die Liebe
Auch wenn ich sie wohl nie kriege
Ich glaube an das Gute im Menschen
Und habe das Böse erlebt
Ich glaube an die Zukunft
Und kenne die Angst davor
Ich glaube an die absolute Undurchschaubarkeit des Lebens
Und hoffe auf Erleuchtung
Ich glaube an den Glauben
Und damit an die totale Ambivalenz
(Jerusalem (2001)
Wer bin ich?
Ein Mensch – ein Tier
Ein Genie – ein Idiot
Ein Kind – ein Erwachsener
Ein zufriedenes Wesen – ein unglücklicher Wurm
Ein Clown – ein Totengräber
Ein schlechter Witz?
Ein Staubkorn im Alls?
Ein Irrtum der Natur?
Ein egoistischer Affe?
Eine Belastung für die Umwelt?
Ein buntes Stück vom Regenbogen?
Ein wandelnder Sonnenaufgang?
Eine lachende Blume?
Eine Feder im Wind?
Ein glitzernder Lichtstrahl?
Ein Hauch Gottes!
(Urfersheim 1998)
Theologie studieren
d.h. viel Kaffee trinken
den Glauben radikal anzweifeln
neue Einsichten gewinnen
den Glauben verlieren und Gott finden
zu viel Essen
dazu Kaffee trinken
Superchrist sein wollen und nicht können
weltfremden Schrott lernen
Pharisäer verdammen und selbst einer sein
sich selbst aufzuräumen
wirre Gedanken in Gedichte aufschreiben
Kaffeepause machen
den Verstand verfluchen und das Herz spüren
Musik hören und machen
lesen, lesen, lesen
Vorträge anhören
zwischendurch aufs Klo gehen
hinterher tanzen
Mensch sein
das eigene Weltbild aus den Fugen heben
Kaffee schlürfen
die totale Ambivalenz entdecken
die Bibel lesend zu wenig lesen
selbstständig denken lernen
keinen Schritt vorankommen
und doch in Siebenmeilenstiefeln voranschweben
noch einen Kaffee trinken
feiern
beten
Vokabeln pauken
philosophieren
suchen
u.v.a. Kaffee trinken
(Neuendettelsau 2000)
Glauben
Ich glaube weder an den Teufel noch an die Hölle
Ich glaube an keine qualvollen ewigen Wiedergeburten
Ich glaube nicht, dass der Mensch an sich schlecht ist
Und dass Schmerz und Leid sinnlos sind
Ich glaube auch nicht, dass dieses Leben
Nach meinem Erdenaufenthalt beendet ist
Ich glaube nicht, jemals völlig allein gelassen zu werden
Ich glaube nicht, dass ich mich selbst töten könnte
Oder einen anderen Menschen
Ich glaube nicht, dass mich niemand liebt
Ich glaube überhaupt nicht, dass mein Leben keinen Sinn hat
All dies darf ich glauben
Weil ich an Gott glaube.
(Roscrea 2002)
In mir
Die Frische eines anbrechenden Tages
Ist in mir
Der Duft einer bunten Blumenwiese
Ist in mir
Das Strahlen eines leuchtenden Sonneblumenfeldes
Ist in mir
Die Frechheit eines wilden Oktobersturmes
Ist in mir
Die Kraft eines starken Elefantenbullen
Ist in mir
Der Glaube an das Unmögliche
Ist in mir
Die Trauer einer nebligen Herbstnacht
Ist in mir
Das Leuchten eines energischen Blitzes
Ist in mir
Die Ehrfurcht eines schutzlosen Kükens
Ist in mir
Die Kühnheit eines aufsteigenden Adlers
Ist in mir
Die Hoffnung eines Wüstenkaktus
Ist in mir
Die Buntheit eines Sonnenuntergangs
Ist in mir
Die Liebe eines Kindes zu seiner Mutter
Ist in mir
Denn Gott ist in mir.
(Neuendettelsau 2000)